Seit langem mal wieder analog

Etwa sieben Jahre ist es her, dass ich auf mysteriöse Weise an eine Rolleiflex SL35 mitsamt einer ordentlichen 50 Millimeter Festbrennweite gekommen bin. Seinerzeit habe ich auch mal ein paar Rollen Film damit fotografiert und – hoch professionell – bei Rossmann auf Papier entwickeln lassen.

Ein paar Jahre später, im Jahre 2018, im ersten Semester meines Studiums an der HAWK in Hildesheim, habe ich einen Fotografie-Kurs belegt, analog in schwarz-weiß fotografiert und auch selbst entwickelt. Das war tatsächlich eine sehr coole Erfahrung!

Seither lag die Kamera ungenutzt und eingestaubt im Schrank, bis ich irgendwann im Budni stand und spontan einen Schwarzweiss- und einen Farbfilm gekauft habe. Den Farbfilm habe ich inzwischen entwickeln lassen.

Die Auswahl des Films fiel nicht sonderlich schwer – es gab in meiner Budni-Filiale nämlich nur einen: den Konsumenten-Klassiker schlechthin, den Kodak Ultramax 400.

Der erste Weg führt … Natürlich an den Bahnsteig.

Die Motivauswahl ist – wer hätte das ahnen können – sehr eisenbahnlastig. So dokumentierte ich als allererstes meinen abendlichen Besuch der Abfertigung des BTE AutoReiseZugs von Hamburg-Altona auf Film.

Der AutoReiseZug wird als geschobene Zugfahrt in Altona pünktlich bereitgestellt.

Ich fotografiere gerne mit sehr weit geöffneter Blende. Das ist in Zeiten der digitalen Fotografie kein großes Problem, der Autofokus regelt das schon. Und wenn man doch mal manuell fokussieren muss, dann wird halt auf 100% reingezoomt. Das geht im Analogen natürlich nicht. Daher sitzt hier der Fokus nicht immer auf den Punkt, aber das tut der Sache erstmal nichts ab – hat es doch auch irgendwie seinen Reiz, dass nicht alles technisch perfekt ist.

Das BTE Catering-Team im Gespräch mit dem Zugführer vorm MUN-Schlafwagen.

Auch nicht auf den Punkt scharf, aber dennoch ein schönes Stimmungsbild, was uns der Regen am Nachmittag ermöglichte.

Immer wieder eine schöne Perspektive – den Zug entlang mit offenen Drehfalttüren.

Die 101 macht in blau auch eine tolle Figur, im Hintergrund ein ICE 4.

Dieses Zuglaufschild habe ich mit meiner Kollegin Sarah persönlich laminiert!

Noch steht das Signal auf Hp0. Bis zur Abfahrt dauert es noch eine Weile.

Die Frontpartie der 101 im Profil – das Foto könnte vom Look auch 20 Jahre alt sein.

Natürlich darf ein Portrait auch nicht fehlen. Sarah und ich waren natürlich an unserem Happyplace (sprich irgendeinem Bahngelände), also an einem idealen Ort für ein Portrait.

Sarah wie sie leibt und lebt: umrahmt von Nightjet und ICE.

Neues GSM-R-Telefon im Barbie-Look? Wer weiß …

Im Anschluss haben wir uns noch auf den Weg gemacht, um unsere Kolleginnen und Kollegen auf dem SJ EuroNight einmal am Bahnsteig zu begrüßen.

Ich musste feststellen: Nachts ist es wirklich dunkel, auch am Bahnsteig in Hamburg Hbf. Und sobald es dunkel wird, ist auch ISO 400 nicht wirklich viel. Die Belichtungsmesser-App sagte mir, ich soll etwas zwischen 1:15 und 1:30 Sekunde belichten … na das wird ja ein Spaß, aus der Hand zu halten. Aber dafür ist das Ergebnis wirklich in Ordnung!

Zum Vergleich: Meine Fuji liefert auch bei einer maximalen ISO von 25.600 noch brauchbare Ergebnisse.

Und draußen brennt die Sonne!

Ein paar Tage später habe ich mich auf den Weg gen Südosten gemacht, genauer gesagt nach Helmstedt. Natürlich hatte ich auch die analoge Rolleiflex mit dabei und habe – wie sollte es anders sein – teile meiner Reise im Zug dokumentiert.

Ich zog den Jackpot und hatte einen alten Ersatzpark anstelle des Doppelstock-ICs. Meine Vermutung bewahrheitete sich, und es hing sogar ein Bimmdzf-Steuerwagen am Zug, also ein alter InterRegio-Steuerwagen mit zu öffnenden Fenstern und freiem Blick nach vorne.

Die alten IR-Steuerwagen geben den Blick auf die Strecke frei!

Eine Rarität im Fernverkehr der Deutschen Bahn: Übersetzfenster zum öffnen! Ich genoss jede Sekunde im warmen Wind, wenngleich schon ganz bald alle Fenster zu waren – zu unangenehm war es wohl für die anderen Fahrgäste, die einen ICE gewöhnt sind, bei offenem Fenster zu reisen.

Kämen uns jetzt N-Wagen und kein moderner KISS entgegen, könnte das Bild auch 25 Jahre alt sein.

Der Tf grüßt den entgegenkommenden Zug. (Wir grüßen uns IMMER bei der Eisenbahn.)

Zeit für ein Selfie im Spiegel – voll analog … mit dem Handy kann das ja jeder.

Ein Blick in Richtung Zugschluss: Einfahrt in Braunschweig Hbf.

Und in Fahrtrichtung: Am Bahnsteig wird gebaut.

Der Star des Tages im Gegenlicht: Der Bimmdzf Steuerwagen.
Bimmdzf steht im Übrigen für einen (B) Wagen zweiter Klasse in (i) InterRegio-Konfiguration, (m) mit einer Länge von 24,5 oder mehr Metern, in (m) modernisierter Ausstattung, (d) mit Mehrzweckabteil, (z) Zugsammelschiene und (f) Führerstand.

Da fährt er davon …

Und das letzte Bild auf dieser Filmrolle … sehr stimmungsvoll in der RB mit Blick auf die Ortschaft Bornum.

Würde ich es noch mal tun?

Sagen wir es mal so: Ich möchte meine digitale Fujufilm-Ausrüstung nicht missen. Ein Foto zu machen und direkt ein Ergebnis auf dem Bildschirm zu sehen ist toll! Und vor allem, wenn man es auch noch mit einem Film-Like-Rezept direkt in einem tollen Look zu sehen bekommt und gar nicht mehr viel mit dem Foto anstellen muss.

Doch bei der analogen Fotografie ist es eben der Reiz, genau das nicht zu sehen – nur mit der Kamera und ohne technische Hilfsmittel ausgestattet, ganz pur zu fotografieren.

Klar, der Belichtungsmesser funktioniert per App, aber der ganze Prozess dauert einfach … Motiv finden, Belichtungsmesser rausholen, Belichtung messen, kurz nachdenken, ob das passen könnte, Belichtung und Blende einstellen, komponieren, vielleicht nochmal neu komponieren, abdrücken … und dann warten, bis der Film vollfotografiert UND entwickelt ist … es ist einfach ein völlig anderer Prozess, der den Bildern einen ganz anderen Wert gibt und der mich selbst auch nicht ganz so selbstkritisch auf meine Werke schauen lässt.

Apropos Wert: Ganz billig ist die Sache nicht. Ein Film kostet etwa acht Euro und die Entwicklung inklusive sehr hochauflösender Scans beim Spieker Film Lab in Hamburg nochmal knapp 18 Euro. Ist es das Wert? Ja! Denn der Spaß am entschleunigten Fotografieren ist groß.

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Nachtsprung unters Nordlicht

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Hier kommt bald der erste Eintrag …